Troccas


Troccas - das Tarockspiel in Graubünden

Troccas ist ein Kartenspiel, das in der Surselva, einer rätoromanischen Sprachregion im Kanton Graubünden, eine jahrhundertealte Tradition hat. Die Tarockkarten kamen vermutlich im 17. Jahrhundert in die Surselva. Hier entwickelte sich eine eigene Ausprägung des Tarockspiels, die bis heute gespielt wird und sich wieder zunehmender Beliebtheit erfreut. Troccas ist der rätoromanische Name für Tarock. Gemeint ist damit einerseits das Kartenspiel an sich, andererseits werden auch die Trumpfkarten so genannt, von denen es 21 im Kartenset gibt.

Schon als kleines Mädchen war ich fasziniert von den „Troccas“, die mich mit ihren ausdrucksstarken Bildern in ihren Bann zogen. Ich lernte das Spiel bei meinen Verwandten in Surrein kennen. Sie hielten viele grosse, farbige Karten in der Hand, die sie bedächtig betrachteten und mit viel Gewicht, hin und wieder mit einem markanten Ausdruck – natürlich auf Romanisch – auf den Schiefertisch warfen. Manchmal erhaschte ich ein Bild – etwa den erhängten Menschen, den Teufel mit der Gabel oder gar den knochigen Tod mit der Sense – und trug es lange mit mir herum. Die eigentliche Funktion der Karten blieb mir damals verschlossen, weil ich vorzeitig ins Bett musste. Ich baute mir eine Phantasiewelt mit den Figuren auf. Im Dunkeln erschien eine Figur nach der anderen. Details, die mich besonders beeindruckt hatten, erschienen noch mächtiger.

Jahre später beschäftigte ich mich intensiv mit den Troccas, als ich sie zum Thema für meine Heimatkunde-Arbeit am Lehrerseminar Chur wählte, die im März 1984 ausgezeichnet wurde.

In der Folge wurde ich ermuntert, mit dieser Arbeit beim 19. Wettbewerb der Stiftung „Schweizer Jugend forscht“ teilzunehmen. Dazu reichte ich im Dezember 1984 eine gekürzte Fassung ein. Diese konzentriert sich auf das Spiel in Graubünden mit seinen Eigenarten und Unterschieden zu anderen Spielen. Im Rahmen dieses Wettbewerbes wurde sie im März 1985 in Bern mit dem Prädikat „hervorragend“ ausgezeichnet.

1987 wurde die Arbeit als Separatdruck aus dem Schweizerischen Archiv für Volkskunde publiziert. Sie ist bei der ETH-Bibliothek öffentlich verfügbar und kann unter folgendem Link als PDF heruntergeladen werden:

Troccas - das Tarockspiel in Graubünden
von Carla Deplazes


Es freut mich, dass das Interesse an meiner Arbeit, die nach wie vor als Referenzquelle zu diesem Thema gilt, ungebrochen ist.


Pressestimmen von damals:

Auszeichnung für Churer Seminaristin

Grosse Ehre für Bündner Schülerin: Carla Deplazes, Seminaristin in Chur, wurde für ihre Forschungsarbeit über das geheimnisumwitterte Tarockspiel im Rahmen des Wettbewerbes „Schweizer Jugend forscht“ mit dem Prädikat „hervorragend“ ausgezeichnet. Ihre prämierte Arbeit – sie entstand als Teil ihrer Ausbildung am Lehrerseminar Chur – befasst sich besonders mit den Tarock-Regeln im romanischen Sprachgebiet. Dabei musste Carla Deplazes schwierige Übersetzungsprobleme mit z.T. sehr unterschiedlichen französischen, italienischen, romanischen und deutschen Anschauungen in den Griff bekommen, da es bis heute noch kein umfassendes Werk über Tarock in der Schweiz oder in Graubünden gibt. Wie die Preisverleihung beweist, ist ihr aber die Synthese einer verständlichen und doch sachgerechten Darstellung gelungen – und damit ein Stück echter Forschungsarbeit.
(Bündner Tagblatt)


Sie suchten aus Spass. Und sie fanden.

(...) Professionell verwertbar sind auch die Erkenntnisse, welche die Musikstudentin Carla Deplazes im Rahmen einer Semesterarbeit am Lehrerseminar Chur über „Troccas“ oder das beinahe vergessene Kartenspiel „Tarock“ herausgefunden hat. Die junge Rätoromanin, die als einzige Frau am Wettbewerb mit dem Prädikat „hervorragend“ sowie zusätzlich mit dem Preis „General Guisan“ ausgezeichnet worden ist, hat im Zusammenhang mit ihren Forschungsergebnissen schon verschiedene Anfragen für historische Sachbücher und Lexika erhalten. Und kürzlich wurde sie zu einem internationalen Vortrag eingeladen. Doch trotz den zahlreichen Türen, die ihr geöffnet wurden, möchte Carla nach wie vor keine Karriere als Historikerin aufbauen. „Mich hat einfach dieses Spiel fasziniert, schon als ich ein kleines Mädchen war.“
(Brückenbauer)